PANORAMA

Panorama – ein soziales Bildungsprojekt

In Deutschland sind die Entwicklungschancen schon für die Kleinsten ungleich verteilt: die soziale Herkunft hat für die Entwicklung große Bedeutung. Die Benachteiligung vieler Kinder und Jugendlicher auf Grund der Lebenssituation in ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld ist nicht hinzunehmen.

Panorama ist ein soziales Bildungsprojekt. Es eröffnet Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen Wege zu ihren Potenzialen und zu neuen Möglichkeiten: das Kind erweitert durch das Erlernen eines Instruments in Orchesterformation seinen Erfahrungshorizont. Vor diesem Hintergrund kann es seine Persönlichkeit bilden.

Panorama folgt einem hohen Anspruch: damit die Musik die ihr innewohnenden Kräfte voll entfalten kann, vermitteln wir sie um ihrer selbst Willen. Als authentische Kunstform. Schon mit den Kleinsten.

Als ich mit Andreas Dierssen im Oktober 2009 zum ersten Mal über ein soziales Bildungsprojekt sprach, das Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen helfen soll, ihre Persönlichkeit und soziale Kompetenz zu entdecken und zu entfalten, stand “El Sistema” aus Venezuela natürlich als großes Vorbild im Raum. Doch lässt sich ein solches Konzept unverändert auf deutsche Verhältnisse übertragen?

Um das herauszufinden, reisten wir im Januar 2011 gemeinsam mit Dietrich Schmidt, der den Kontakt vermittelt hatte, in die venezolanische Hauptstadt Caracas, wo wir Einblick in die Basisarbeit in den “Nucleos” bekamen, in denen die Kinder aus den Armenvierteln täglich für mehrere Stunden zum gemeinsamen Musizieren angeleitet werden.

Nach dieser Reise war uns klar, dass diese beeindruckende Arbeit nicht ohne entscheidende Änderungen auf Deutschland übertragbar war:

  • Leben in armen Verhältnissen hat in Venezuela eine völlig andere Bedeutung als in Deutschland.
  • Die Kinder in Venezuela haben viel Zeit, da es außer “Sistema” kaum Angebote für sie gibt.
  • Die Kinder in Venezuela wachsen in einer lebendigen Tradition des Singens und Tanzens auf.
  • Die Familien unterstützen die Kinder bei ihrem musikalischen Engagement.

Es entstand eine Planungsgruppe, die mit Dietrich Schmidt (München, Oboe), Tabea Gebauer (Berlin, Gesang/Früherziehung) und Paul Jakob Fricke (Leipzig, Violoncello) die wichtigsten thematischen Bereiche abdeckte und in zahlreichen Treffen mit mir ein Konzept entwickelten, das die folgenden Grundsätze enthält:

  • Musikalische Basis ist die klassische Orchestermusik, die für die meisten Kinder eine faszinierende Kontrastwelt eröffnet.
  • Panorama schafft durch fast tägliches gemeinsames Musizieren über mehrere Jahre hinweg Nachhaltigkeit.
  • Das Konzept wird von Musikpädagogen und ErzieherInnen gemeinsam weiterentwickelt und ständig an die konkreten Bedingungen vor Ort angepasst.

Im Juni 2013 begannen die Fortbildungen für die Mitarbeiter unseres Pilotprojekts, das im Oktober 2013 in Berlin-Siemensstadt in den Räumen der beiden CJD Kitas “Stubs und Fridolin” und “Johanna-von-Siemens” gestartet ist. Im September 2015 wechselten die ersten Panoramakinder in die Schule, wo sie nun im Hort der “Robert-Reinick-Grundschule” in Siemensstadt weiter von uns betreut werden. Im Sommer 2016 wurde erstmals eine ganze Panoramaklasse an der Robert-Reinick-Grundschule eingeschult, in der 25 Kinder gemeinsam an drei Tagen in der Woche mit ihren Streichinstrumenten Musik machen. Mit Prof. Ingrid Engel haben wir eine prominente und engagierte Unterstützerin unseres Projekts gewonnen, die nicht nur als Referentin bei den Fortbildungen beteiligt sein wird, sondern sich auch bereit erklärt hat, Panorama beratend zu unterstützen. 

Im Sommer 2023 endete das Pilotprojekt in Berlin. Auf der Basis der dort gesammelten Erfahrung wird Panorama im Sommer 2024 in Köln-Chorweiler weitergeführt werden.