GESELLSCHAFT

“Kulturelle Bildung ist Voraussetzung für den Zusammenhalt einer Gesellschaft”

Schon als Schüler war ich an politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sehr interessiert und war in politischen Diskussionen oft erstaunt über die tiefe Überzeugung meiner Gesprächspartner, die richtigen Wege in die Zukunft zu kennen. Dabei war die Begründung für absolut gegensätzliche Meinungen in sich häufig geschlossen und logisch aufgebaut; der Grund für unterschiedliche Ansätze lag meist in der Ausklammerung von Argumenten, die nicht in das gewünschte Szenario passten. Das führte mich zur grundsätzlichen Frage, wie das Miteinander in einer menschlichen Gesellschaft organisiert wird. Ich wurde neugierig auf die Ideen, die im Verlauf der Geschichte entwickelt und wieder aufgegeben wurden. Gibt es gemeinsame Grundideen für gesellschaftliche Strukturen? Lassen sich daraus Rückschlüsse für die heutige Situation und die Weiterentwicklung in die Zukunft ziehen? Die folgenden Thesen sind (vorläufiges) Ergebnis meiner Überlegungen:


ALLGEMEIN

  • Gesellschaftliche Strukturen haben die Aufgabe, möglichst vielen Menschen möglichst gute Lebensbedingungen zu schaffen. Sie sind stetigem Wandel unterworfen und können nur erfolgreich bleiben, wenn sie sich ständig an Veränderungen anpassen.
  • Allen gesellschaftlichen Strukturen in der Geschichte ist gemeinsam, dass sie von neuen Strukturen abgelöst wurden, sobald eine Gesellschaft aufhörte, sich für ihren Erhalt einzusetzen.
  • Alle vermeintlich selbstverständlichen Ansprüche des Einzelnen an eine Gesellschaft sind durch viele Generationen von Menschen erkämpft worden und haben nur Bestand, solange die Bürger einer Gesellschaft sich aktiv für ihre Beibehaltung einsetzen.
  • Kein Mensch ist in der Lage, Entwicklungen in der Zukunft vorherzusagen. Politische Entscheidungen sind daher nicht mehr als der notwendige Versuch, Entscheidungen zu treffen, deren Erfolg nicht garantiert ist. Wenn die Entwicklung der äußeren Bedingungen anders verläuft, muss es möglich sein, eine Entscheidung auch zu revidieren.

DEMOKRATIE

  • Demokratie lebt vom politischen Engagement der gesamten Bevölkerung. Wer auf eigenes Engagement verzichtet, überlässt die politische Entwicklung den anderen. •Demokratie ist auf mündige Bürger angewiesen, die über eine gute Allgemeinbildung verfügen. Nur wer über entsprechendes Wissen verfügt, kann politische Entscheidungen beurteilen, ohne auf populistische Einflüsse hereinzufallen.
  • Eine Grundlage von Demokratie ist die Akzeptanz von unterschiedlichen Meinungen, aus denen in konstruktiver Diskussion Kompromisse entwickelt werden, die für möglichst viele Bürger hinnehmbar sind.

KULTURELLE IDENTITÄT

  • Nur eine Gesellschaft, die einen Kern von allgemein akzeptierten kulturellen Werten besitzt, ist in der Lage, Identität zu stiften. Deshalb ist Bildung eine zentrale Aufgabe jeder Gesellschaft. Bildungsinhalte sollten nicht durch ideologische Auseinandersetzungen überlagert werden.
  • Eine Gesellschaft mit stabiler kultureller Identität empfindet es als Bereicherung, sich mit Menschen anderer Kulturen auszutauschen und die eigene kulturelle Identität mit Impulsen von außen weiterzuentwickeln.

RECHT UND GERECHTIGKEIT

  • Recht und Gerechtigkeit sind nicht immer deckungsgleich. Ein schriftlich fixiertes Recht stellt den Versuch dar, dem Ideal einer Gerechtigkeit so nahe wie möglich zu kommen, indem es für alle ohne Ansehen und Einfluss der Person die selben Maßstäbe setzt. Es muss aber ständig an sich verändernde Bedingungen angepasst werden.
  • In einer Demokratie hat jeder Bürger die Möglichkeit, sich für rechtliche Änderungen einzusetzen. Solange jedoch eine Regelung gilt, sollte es selbstverständlich sein, dass sie eingehalten wird – auch wenn sie dem Einzelnen in einer konkreten Situation nicht nachvollziehbar erscheinen mag.

SOLIDARITÄT

  • Solidarität mit Schwächeren muss in einer Gesellschaft gelebt werden und benötigt klare und faire Regelungen. Auch der Stärkste kann durch Schicksalsschläge in eine Situation kommen, in der er auf die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen ist.
  • Solidarität darf aber nicht dazu führen, dass Menschen, die mehr leisten können und wollen, ausgebremst werden nach dem Motto “Wozu ich selbst nicht in der Lage bin, darf auch allen anderen nicht gestattet sein”.

ROLLE DER WIRTSCHAFT

  • Eine erfolgreiche Wirtschaft ist Grundlage für das finanzielle Auskommen aller Bürger einer Gesellschaft. Es muss aber immer wieder daran erinnert werden, dass eine Gesellschaft in erster Linie für die Menschen da ist und wirtschaftliche Interessen nicht zum Selbstzweck werden dürfen.